Rhythmik
Rhythmikunterricht / Musikalische Früherziehung
Die Musikalische Früherziehung bedeutet Musik und Bewegung. Sie ist eigenständiger Unterrichtsinhalt, dient aber auch als pädagogisches Mittel.
Die Erfahrung mit Kindern in der Rhythmikstunde hat gezeigt, dass sich mit Musik und Bewegung fruchtbare Lernsituationen schaffen lassen, und das Lernen und Kenntnisse-Sammeln auch auf Gebiete ausgedehnt werden kann, die der Musik und der Bewegung fernstehen.
Viele Menschen stellen sich unter Musikerziehung hopsen, klimpern und Liedchen singen vor, Musikerziehung ist jedoch ein sehr komplexes Gebilde, das sich aus vielen Bausteinen zusammensetzt.
Kinder, die an Musikerziehung teilnehmen, merken von diesen komplizierten Abläufen nichts, weil alles auf zwanglose, spielerische Art und Weise ausgetragen wird, die den Kindern sehr großen Spaß macht. Je früher mit Musikerziehung begonnen wird, desto besser können Kinder an die schöne Welt der Musik herangeführt werden. Sie lernen dabei unbewusst und erfahren ihre Umwelt.
Sie sollten zu Beginn der Musikerziehung zwischen zwei und drei Jahre alt sein.
Durch Musik werden alle Sinne angesprochen. Mehrere Studien belegen, dass Musikerziehung zur Intelligenzförderung sehr gut geeignet ist. So zeigen sich alle Kinder auch schon sehr früh empfänglich für Musik, Tanz und vielseitige, spielerische Gestaltung.
Die Wissenschaft sagt uns, dass gerade im Vorschulalter der akustisch–musikalische Sinn der Kinder auf Förderung wartet.
Die musikalische Früherziehung fördert auf zwanglose, spielerische Art und Weise musikalische Fähigkeiten, Intelligenz, Selbstbewusstsein, Selbständigkeit und Selbstsicherheit. Auch Konzentration, Aufnahme – Wiedergabefähigkeiten sowie Feinmotorik werden durch Musik gefördert. Diese Fähigkeiten sind im späteren Schulleben sehr wichtig.
In der Musikerziehung spielt rhythmische Erziehung zu Beginn eine zentrale Rolle, da das Kind seinen Körper als Instrument erlebt und sich in der Körpersprache auszudrücken lernt. Das „rhythmische“ Kind ist lockerer, wacher, selbstbewusster und aufnahmebereiter. Durch die rhythmische Erziehung kann die Entwicklung von Kleinkindern positiv beeinflusst werden.
In der rhythmischen Erziehung gibt es vier große Bereiche, die oft ineinander übergreifen, einander ergänzen und aufeinander aufbauen:
1. Motorischer Bereich –Bewegungsspiele mit Rhythmus und Musik.
2. Affektiver Bereich – Kreatives Denken, Fantasie- und Pantomimespiele.
3. Kognitiver Bereich – Bewusstes Lernen (Vorschulkinder).
4. Sozialer Bereich – Integrationsspiele, Miteinanderspiele.
Die Musikerziehung kleiner Kinder ist Erziehung zum freien Umgang mit musikalischen Elementen:
1. Malen mit Musik
2. Orff-Instrumente (Schlaginstrumente) kennenlernen und spielen
3. Musik erleben und gestalten: kindgerechte klassische Musik (z. B. „Karneval der Tiere“, „Peter und der Wolf“)
Für ausländische Kinder spielt Musik eine sehr große Rolle, da die Sprache der Musik international ist. Durch Musikerziehung werden diese Kinder viel leichter in die Gruppe integriert.
Eine Unterrichtseinheit dauert 45 Minuten und findet in einem „Musikraum“ statt. Die Kinder werden in möglichst gleichaltrige Gruppen aufgeteilt.
Am Anfang stehen Kontakt- und Kennenlernenspiele auf dem Plan, dabei werden „Freunde“-Instrumente wie Trommel, Gitarre, Keyboard, Orff-Instrumente, Schlaginstrumente usw. vorgestellt. Die Kinder dürfen die Instrumente anfassen und ausprobieren.
Die Instrumente „sprechen“ zu den Kindern z. B. Gu-ten-Tag, wie-heißt-du oder geht-spa-zie-ren usw. Es werden Namenspiele gespielt und einfache Kinderlieder gesungen. Die Kuscheltiere, die die Kinder mitbringen können, tanzen und singen mit.
Und so bekommen die Kinder ihre ersten rhythmischen und musikalischen Erfahrungen
Nach dem Kennenlernen wird zu weiteren Themen übergegangen.
Das nächste ist Orientierung und Bewegung im Raum. Die Kinder lernen, sich im Raum zu bewegen, zuerst in der Gruppe, dann allein, im Gruppen– wie auch im Eigenrhythmus.
Mit rhythmischer und musikalischer Begleitung bewegen sich die Kinder im Raum vorwärts und rückwärts, bilden verschiedene Kreise, lernen Begriffe wie Hoch – Tief, Lang – Kurz usw.
Beim nächsten Thema „Mein Körper und ich“ lernen die Kinder den eigenen Körper kennen, setzen ihren Körper bewusst ein. Dabei wird Grob– und Feinmotorik gefördert, Sinnesübungen durchgeführt usw.
Dann folgt das Thema „Mein Freund und ich“, bei dem der soziale Bereich angesprochen wird. Spiele wie Streit und Vertragen werden von „böser und netter“ Musik begleitet. Traurige oder fröhliche Musik hilft Gefühle auszudrücken.
Das Thema „Jahreszeiten“ begleitet den Unterricht über das ganze Jahr. Im Herbst werden Fantasiespiele mit Regen, Wolken, Wind und Blättern gespielt. Im Winter werden Schneeflocken-, Schneemann-, Schlittenspiele gemacht. Im Frühling werden Fantasiespiele mit Vögeln, Blumen und bunten Farben aufgeführt. Im Sommer gehen die Kinder auf „musikalische Reisen“, um verschiedene Länder und Menschen kennen zu lernen. Wir „fahren“ mit dem Fahrrad, Auto, Flugzeug oder mit der Eisenbahn.
Auch das Malen mit Musik, das Kennenlernen und Spielen auf den Orff-Instrumenten, das Hören und Gestalten von Musik begleiten den Unterricht das ganze Jahr hindurch.
Eine sehr große Rolle in der Musikerziehung spielt das Singen.
Am Anfang bestehen die Lieder nur aus zwei bis drei Tönen und wenigen Wörtern. Es wird aber auf jeden Buchstaben und richtige Intonation geachtet. Wenn die Kinder die einfachen Melodien richtig singen können, werden nach und nach die Texte länger und die Melodien schwieriger.
Gemeinschaftserlebnisse wie Musizieren, Bewegen, gemeinsames Gestalten verlangen Anpassung, Bewältigung von Konflikten. Dadurch entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Sogenannten „schwierigen“ Kindern werden oft wichtige Rollen übertragen wie z. B. Dirigieren, etwas erklären usw. um Hemmungen abzubauen und Verantwortung zu lernen.
Im zweiten Jahr werden all diese Themen erweitert. Dazu hören die Kinder leichte klassische Musik, wobei sie nicht nur Zuhörer sind, sondern auch die Hauptdarsteller von verschiedenen Musikgeschichten.
Es werden Klänge von Instrumenten wie Oboe, Klarinette, Geige, Klavier usw. kennengelernt. Durch Musikhören lernen die Kinder die Klänge von allen diesen Instrumenten zu unterscheiden und in die richtigen Gruppen wie Streicher, Bläser, Schlagzeug einzuordnen. Die Kinder lernen Begriffe wie Orchester, Dirigent, Chor usw.
Die Vorschulkinder lernen dazu, zwischen den Tönen und Geräuschen zu unterscheiden. Sie entwickeln Grafische Zeichen für hohe – tiefe, lange – kurze Töne, für verschiedene Geräusche, für Klinger und nicht Klinger.
Sie lernen klangliche Gestaltung von Texten zu verwirklichen, Bewegungen gezielt auszuführen, Lieder und Texte mit Orff-Instrumenten zu begleiten, die Stimme bewusst einzusetzen, zu experimentieren und improvisieren, gehörte Musik zu reflektieren sowie grafische Partituren zu erstellen.
Rhythmus, Notenlängen, Pausen, verschiedene Taktarten, musikalische Begriffe wie laut – leise (crescendo – decrescendo) werden erklärt und angewandt. Notennamen werden gelernt und auf dem Notenliniensystem erkannt.
In der Regel nehmen die Kinder drei bis vier Jahre am Unterricht der musikalischen Früherziehung teil. Danach fühlen sich die meisten Kinder zur Musik hingezogen und wählen später Musikinstrumente aus, die sie mit Vergnügen sehr lange spielen werden. Aber auch wenn das Kind nicht sofort ein Instrument spielen will, hat die musikalische Früherziehung sehr viel zur geistigen und körperlichen Entwicklung des Kindes beigetragen.